26. Mai 2024: Großer Dampf- u. Gattertag mit Museums-Jubiläum

„Gut gelaunte Gäste, viele Familien, attraktives Programm, lobende Jubiläumsansprachen“. So in etwa lässt sich ein denkwürdiger Dampf- und Gattertag, gekoppelt mit dem 20. Geburtstag des Holz- u. Technikmuseums Wettenberg, in Stichworten beschreiben. Beim Ausrichter, dem "HTM Freundeskreis Wettenberg e.V", nach Ende der Veranstaltung ein befreiendes Aufatmen: Die aus logistischer Sicht nicht ganz unproblematische Zusammenlegung zweier festlicher Anlässe war gelungen, der Spagat zwischen einer eher besonnenen Jubiläumsveranstaltung mit geladenen Gästen sowie historischen Rückblicken einerseits und dem gewohnten Dampf- u. Gattertags-Event mit nahezu 1.200 Besucherinnen und Besuchern auf der anderen Seite kann als durchaus gelungen bezeichnet werden.

Schon vor 11 Uhr als Startzeitpunkt für die sonntägliche Veranstaltung im Wettenberger Ortsteil Wißmar fanden sich die ersten Gäste ein, um vornehmlich Details zu der Historie des Museums aus kultureller, politischer und bildungspolitischer Sicht zu hören.

Dieter Mülich (links) als Vorsitzender des Trägervereins „Freundeskreis Holz- u. Technikmuseum Wettenberg e.V.“ und Museumsleiter stand es zu, die Gäste - unter ihnen die „Männer der ersten Stunde“ und Mitglieder des Museumsbeirates, so auch Landrätin Anita Schneider - zu begrüßen und mit der Würdigung der Verdienste der aus einer im Jahr 1999 gegründeten Bürgerinitiative „Garde der Ehrenamtlichen“ die Entstehung des Museums bis hin zum heutigen Holzerlebnishauses Revue passieren zu lassen. Marc Nees (Mitte), amtierender Wettenberger Rathauschef, fand lobende Worte für die museale Einrichtung in seiner Großgemeinde und nannte das Museum „ein Highlight“ im Gleiberger Land. Wesentlichen Einfluss auf Entstehung, Planung und Finanzierung der Einrichtung hatte seinerzeit der heutige Ehrenbürgermeister Gerhard Schmidt (rechts): „Uns war damals bewusst, dass dies ein schwieriges Projekt werden wird“, erinnerte Schmidt an die damaligen Aktivitäten in planungs- und finanztechnischer Hinsicht, bei denen durchaus auch Bedenken in den kommunalen Gremien überwunden werden mussten.

Freundeskreis-Ehrenvorsitzender Eberhard Seidel (links) als einer der Väter des Museums und maßgeblich beteiligt an der konzeptionellen und operativen Umsetzung der ursprünglichen Museums-Vision, schilderte u.a. das Heranreifen der einstigen eher lokalen Einrichtung zu dem heute überregional bekannten und anerkannten Umweltbildungszentrum. Dieses Thema griff auch die hessische Landeskoordinatoren für Umweltschulen, Silke Bell (Mitte), auf und unterstrich die Bedeutung des HTM für die Tatsache, dass allein in Hessen aktuell mehr als 200 Bildungsanstalten die Auszeichnung „Umweltschule“ für sich in Anspruch nehmen dürfen. Zum Ende des offiziellen Festaktes ergriff erneut Museumsleiter Mülich das Wort, um die besonderen Verdienste der „Gatterboys“ und der früheren und aktuellen Betriebsleiterin Wltrud Will bzw. Marion Rentrop hervorzuheben (Bild rechts). Beide wurden unter viel Beifall mit einem Blumenstrauß bedacht.

Dampf- und Gattertag mit Vielfalt beim Programm und den kulinarischen Angeboten

Sehr schnell nach den gediegenen Jubiläumsfeierlichkeiten im Festzelt kamen die Erlebnishungrigen zu Ihrem Recht: Die bereits vorerhitzte Dampfmaschine (Bj. 1937) wurde mit hörbarem Tuten in Gang gesetzt und mit dem Sägegatter (Bj. 1949) – beide Anlagen stammen aus dem ehemaligen Zimmereibetrieb Gebr. Winter (Wißmar) – demonstrierten die von jüngeren und älteren Gästen umlagerten „Gatterboys“, wie am Sägegatter (Bild links) aus Holzstämmen Bohlen, Balken und Bretter produziert werden. Neben Forst- und Energieabteilung erfreuten sich die Live-Vorführungen an der Drechselbank und vornehmlich die Exponate im Zimmerei- und Schreinerbereich (Bild Mitte) über das an diesem Tag auffällig hohe Besucherinteresse. Nach aufwändiger Recherche- und Montagearbeit hatte HTM-Ehrenvorsitzender und Vorstandsmitglied Eberhard Seidel im Seminarraum des Gebäudes eine Bilderausstellung (rechts) konzipiert, die anschaulich über den Aufbau des Museums bis hin zu seiner heutigen Konzeption und Organisationsstruktur aufklärte. „Hier werden Erinnerungen wach!“ und „Weißt Du noch..?“ waren die Worte, die vornehmlich von den beim seinerzeitigen Museumsaufbau (1999-2004) beteiligten ehrenamtlichen Mitarbeitern zu vernehmen waren.

Der Dampf- und Gattertag im Frühjahr ist traditionell auch ein „Tag zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE): Mitglieder des vom HTM koordinierten BNE-Netzwerks Mittelhessen („Gewässerführer Lahn, Lugena - Natur und Bildung Gießem, Hessen Forst) sowie die Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt (ANU) Hessen, der Klimarat Wettenberg mit einem Klima-Puzzle und die Schule „Gießen-Ost“ als Vertreterin der Umweltschulen Mittelhessens fanden regen Zuspruch an ihren Ständen. Besonderes Interesse ging in diesem Bereich der Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen auffällig von Familien und hier von den Kindern im Schulalter aus. Ein sichtbarer Beweis, dass die schulische Heranführung an besagte Themenfelder inzwischen erfolgversprechend fruchtet. Hier nicht abgebildet, aber verlässlich zu den Stamm-Ausstellen bei BNE-Tagen des Holz- u. Technikmuseums zählend: Die Energieanbieter EAM und Stadtwerke Gießen (SWG) mit Ihren Informations- und Mitmachangeboten.
Passend zum Thema Umwelt auch die beiden Bilder in der Mitte bzw. rechts: Nach dem Frühjahr 2023 hatten sich die Beamten der Polizeistation Gießen-Nord erneut bereit erklärt, kostenlose Fahrradcodierungen durchzuführen: Eine Offerte, die liebend gern angenommen wurde in einem Umfang, die den beiden Polizisten kaum Gelegenheit zum Durchschnaufen bot: Insgesamt 66 Drahtesel wurden im Nonstop-Verfahren aufwändig codiert und dokumentiert - sicherlich kein unmittelbarer Schutz vor Langfingern, aber eine sichtbar angebrachte Vorsichtsmaßnahme, die die Auffindbarkeit eines Fahrrades erleichtert und zudem bei einschlägigen Zeitgenossen eine eher reduzierte Diebstahlmotivation bewirkt. - Apropos "Fahrrad": Durch den bemerkenswerten Besucherstrom dieses Eventtages im HTM wurden nicht nur die KFZ-Parkmöglichkeiten, sondern auch die Parkflächen für Fahrräder ausgereizt (Bild rechts). Erwähnenswert in Sachen "KFZ": In Abstimmung mit der gemeindlichen Behörde Wettenberg wurde im Zeitraum der Veranstaltung die direkte Zufahrt zum Museumsgelände als Einbahnstraße deklariert. Eine Maßnahme, die sich ohne Einschränkung bewährte und zu einem geordneten Verkehrsfluss bei An- und Abreise führte.

Einmal mehr wurde auch der Dampf- u. Gattertag vom 26. Mai 2024 dem Ruf als "Familientag" gerecht, wobei der HTM-Kooperationspartner Hessen Forst wie in der Vergangenheit die Unterhaltung für den Nachwuchs übernahm: Basteln mit Naturmaterialien (links), Spiele mit Holz und die beliebte Zubereitung von Stockbrot am offenen Feuer (Mitte) standen auf dem Programm. Nicht nur bei den Jüngeren, sondern quer durch die Generationen, verfehlte natürlich der Eiswagen der in der Region beliebten Open-air-Eisdiele "da Toni" (Biebertal-Bieber) seine Anziehungskraft nicht. Die HTM-Verantwortlichen hatten bei überwiegend sonnigem Wetter gut daran getan, für ausreichend Sitzgarnituren und "Verpflegungsstationen" im Außenbereich (Hof, Zelt, Biergarten) zu sorgen. Und wenn es die Sonne zu gut meinte, gab es immer noch die Möglichkeit, unter dem großen und fest installierten Sonnensegel ein schattiges Plätzchen zu finden (rechts). In diesem Kontext ist dankend zu erwähnen, dass die Burschen- und Mädchenschaft "Kleeblatt" Wißmar die Ehrenamtlichen des Museums tatkräftig und uneigennützig bei der Gästebewirtung unterstützten.

Schrecksekunde mit Happy End und Nachbarschaftshilfe
Von manchem Gast unbemerkt sorgte ein Stromausfall am frühen Nachmittag für Aufregung: Durch ein Versehen beim neuerlichen Einschalten des Sägegatters war es zu einer kurzzeitigen Überlastung in der internen Stromverteilung gekommen, wodurch sich die Hauptsicherung verabschiedete. Eine knappe Stunde lang hatte nicht nur die Beleuchtungsanlage im gesamten Gebäude, sondern auch die vier Waffelheisen, Drechselbank, Sägegatter, Dampfmaschine, Kaffeeautomaten, Spülmaschine etc. eine ungebetene Zwangspause. Durch das gemeinsame Wirken des "vereinseigenen Betriebselektrikers" mit dem zufällig anwesenden Eigentümer eines Elektrounternehmens aus dem Nachbarort Lollar konnte der Schaden schnell behoben werden. Gott sei Dank!
Nachbarschaftshilfe war auch in den Tagen vor dem Fest angesagt: Die Besitzer eines transportablen Weinstandes aus dem nahen Biebertal-Fellingshausen hatten sich dankenswerterweise bereit erklärt, diesen zum Fest in Wißmar unentgeltlich zu überlassen. Ein Problem gab es dann vor dem geplanten 10-Kilometer-Transport aus dem "Dorf der Füchse" (so nennt man die Fellingshäuser) zum Festgelände: Das angedachte Gefährt erwies sich als zu klein. Spontan erkärte sich ein im Dünsbergdorf wohnhafter Traktorenbesitzer bereit, den Transport zu übernehmen und antwortete auf die Frage nach den Transportkosten lediglich mit einem verständnislosen, aber energischen Kopfschütteln. Das HTM-Team sagt ein ehrliches  "Danke" nach Lollar und Biebertal und vergisst dabei nicht die beiden IT-Plattformen "Biebertal TV" und "Biebertaler Bilderbogen", die ihrerseits im Vorfeld "grenzüberschreitend" den Dampf- und Gattertag in der Nachbarschaft angekündigt hatten.
(Anmerkung der Redaktion; Der Verfasser dieser Zeilen, selbst aus besagtem Dünsbergdorf stammend, vermag es mit einem Augenzwinkern nicht, sich das dort oft zitierte geflügelte Wort zu verkneifen: "Der Fuchs ist schlau und stellt sich dumm - bei Vielen ist es andersrum").
Und ein lautes Danke auch an die Vereinsgemeinschaft in Biebertal und insbesondere an die Burschen- und Mädchenschaft "Kleeblatt" Wißmar: Beidseitig wurde unbürokratisch und unentgeltlich mit Equipment für die Verzehrstände ausgeholfen und/oder tatkräftige Unterstützung bei Auf- und Abbau bzw. Thekendienst geleistet. Grund für die Hilfe aus externen Quellen: Es war dieses Mal halt ein "Fest in doppelter Ausführung".

Fazit eines denkwürdigen Mai-Wochenendes: Der nächste Dampf- u. Gattertag am 15. Sept. 2024 kann kommen! Dann wieder in "Einfach-Ausführung", aber nicht minder interessant!

Presse u. TV (Berichte mit Schwerpunkt "20jähriges Museumsjubiläum"):
Gießener Anzeiger 27.05.2024
Gießener Allgemeine Zeitung 28.05.2024
Biebertal TV

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