Am 18. Mai 2014 – der Tag des zehnjährigen Jubiläums – wurden selbst die kühnsten Erwartungen übertroffen. Schon vor Beginn der eigentlichen Feierlichkeiten drängten sich die Besucher aus nah und fern im eigens für diesen Anlass am Vorabend aufgestellten Festzelt. Keiner der ca. 1000 Gäste sollte sein Kommen bereuen, wurden sie doch Zeugen eines sorgfältig vorbereiteten Unterhaltungs- und Informationsprogrammes. Einmal mehr standen die Vorführungen am historischen Sägegatter, angetrieben von der noch immer voll funktionsfähigen Dampfmaschine, im Mittelpunkt des Geschehens.
Das Kinderprogramm mit u.a. Stockbrot am Lagerfeuer, Luftballon-Wettbewerb und Wald-Memory war excellent auf die jüngeren Besucher und zahlreichen Familien zugeschnitten. Wer nicht gerade im Festzelt saß oder seinen Museumsrundgang absolvierte, konnte sich in den angebotenen Fachvorträgen der Fa. E-Haus Wettenberg (“Wärmedämmung und Altbausanierung”) informieren, am Stand der Stadtwerke Gießen Neues zum Thema “Elektromobilität und Energie-Effezienz” erfahren oder bereits vorhandenes Wissen vertiefen. Viel Interesse fand auch Rainer Mathar mit seinen Vortrag “Zukunftorientiertes Lernen und Handeln mit Blick auf eine nachhaltige Entwicklung in Hessen”.
Daneben hatte das HTM-Team alles getan, den zahlreichen Museumsbesuchern und/oder rein zufällig vorbeikommenden Wander-und Fahrradgruppen ein sonntägliches Wohlfühlerlebnis zu vermitteln. Im Innenhof hinter dem Museumsgebäude brauchte bei Kaffee, Kuchen und den beliebten frischen Waffeln niemand auf sonntägliche Gewohnheiten zu verzichten. Bei warmen Frühlingswetter wurden im stets gut besuchten neuen Festzelt im Eingangsbereich Deftiges vom Grill und die standardmäßigen Durstlöscher angeboten. Hungern und dursten musste sicherlich niemand unter den Gästen.
Auch auf dem Unterhaltungssektor hatte das 10jährige Jubiläumsfest des Holz+Technikmuseums Hör- und Sehenswertes zu bieten: Das nimmermüde Blasorchester Wißmar sorgte während des gesamten Festtages für das richtige “Biergarten-Feeling” und die Gesangsformation “Vocal pur” unterstrich einmal mehr eindrucksvoll, dass Chorgesang nicht ausschließlich traditionelles Liedgut bedeutet. Nicht nur mit dem Toten Hosen-Hit “Tage wie diesen” gelang es den Sängerinnen und Sängern eindrucksvoll, moderne Stücke anderer Musikgenres als Chorvorträge zu interpretieren. Ein Leckerbissen der besonderen Güte auch der Auftritt der Wißmarer Jugend-Mundartgruppe “Hanjer”: Unbekümmert, mit viel Humor und Witz, verstanden es die Kinder und Jugendlichen, im unverwechselbarem “Wissemer Platt” nicht nur den “Typischen Wissemerer” sondern auch sich selbst kräftig auf die Schippe zu nehmen.
Natürlich darf und soll in dieser Nachlese der eigentliche Anlass des 10jährigen HTM-Jubiläums nicht zu kurz kommen: Es begann bekanntlich im Jahr 1999, als die Wißmarer Traditions-Zimmerei Winter den Betrieb einstellte und insbesondere das historische Sägegatter und die gewaltige Dampfmaschine zur Disposition standen. Die Frage “Wahren oder verschrotten” beantworteten zahlreiche Bürger mit viel Enthusiasmus, Engangement und sicherlich gegen manche (bürokratische) Hürden mit dem festen Entschluss, ein Stück Kultur- und Heimatgeschichte zu erhalten. Anfangs eine Vision und in der Folgezeit klare konzeptionelle Vorstellungen – allen voran Prof. Eberhard Seidel als Pionier und Motor: Die Idee des heutigen weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannten und anerkannten Museums war geboren. Dank beachtenswerter ehrenamtlicher Unterstützung und einem funktionierenden Netzwek mit Vertretern aus Handwerk, Industrie, Wissenschaft, Forstwirtschaft und Behörde nahm das kühne Projekt nicht nur ideelle, sondern in der Folge auch für alle sichbar Gestalt an. Eberhard Seidel übernahm im Jahr 2001 die Museumsleitung – immer wieder vielseitig ehrenamtlich unterstützt, namentlich von Dieter Mülich, heutiger Museumsleiter und damit Nachfolger von Prof. Seidel. Das Tun beider wurde am Freitag vor dem eigentlichen Fest in einer Sitzung des Museumsbeirates durch Laudator und Ehrenbürgermeister Gerhard Schmidt hinreichend gewürdigt. Auch sein Nachfolger im Bürgermeisteramt der Großgemeinde Wettenberg, Thomas Brunner, gilt als “enger Verbündeter” des Holz+Technikmuseums.
Die weiteren Meilensteine in der Übersicht:
2003: Offizielle Einweihung des Museums im Rahmen des 1225-jährigens Bestehens der Dorfes Wißmar.
2004: Museumsöffnung für die Öffentlichkeit.
2006: Gründung des Museumsbeirates mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Handwerk und Behörde zur Unterstützung u. Begleitung des ehrenamtlichen Engagements rund ums das Museum.
2007: Anerkennung des Museums als “Regionales Umweltbildungszentrum”.
2009: Kooperationsvertrag mit HESSEN FORST und Implementierung des Arbeitsfeldes
2009: “Waldpädagogik” (Ltg. Rita Kotschenreuther). Gleiches Jahr: Beschluss zur Zusammenarbeit mit dem “Drechslerstammtisch Rhein-Main”.
2010: Anerkennung zur Durchführungsstätte des “Freien ökologischen Jahres (FÖJ) für Jugendliche. Das HTM zusammen mit HESSEN FORST besetzen seitdem diese Stelle kontinuerlich.
2013: Zertifizierung des HTM als “Außerschulischer Lernort” als Würdigung des qualifizierten HTM-Fachangebotes.
Diese Zertifizierung stellt den vorläufigen Höhepunkt einer Entwicklung dar, die sicherlich noch lange nicht an Ihrem Ende angekommen ist. So ist es beispielsweise nicht zuletzt das Holz+Technikmuseum Wettenberg, in persona Prof. Eberhard Seidel, das die Weiterentwicklung des BNE-Netzwerkes zielorientiert vorantreibt. Ungeachtet dessen: Als Institution von und für Bürgerinnen und Bürger jeden Alters ist das HTM im Tagesgeschäft wie die meisten gemeinnützigen Einrichtungen von ehrenamtlicher Mitarbeit abhängig, die es immerwieder besonders zu würdigen gilt. In einer Zeit, da die Umdenkprozesse in Richtung Umweltverträglichkeit, Nachhaltigkeit, natürliche Ressourcen und alternative Energien schon lange eingesetzt, aber mitnichten am Ende angelangt sind, wächst auch die gesellschaftliche Bedeutung des HTM. – Holz+Technikmuseum Wettenberg: Ein Museum mit Zukunft.
Fotos: Mattern/Rentrop